
Sehnsucht
(Saudade; Dor; Blues; Appocundria; Hasret)
Ein Sehnen, das letztlich über die Welt hinausgeht.
Sieben vorbei und acht verweht;
wenn zur Zeit der Karavellen der Schiffsjunge zum letzten Mal während der endenden Nachtwache
die Sanduhr umdrehte, wenn sieben Glasen vorbei war und das achte in halbstündigem Rieseln verwehte:
Unablässig, unaufhaltsam, als deutlich sichtbares Sinnbild der verwehenden Zeit, dann sang er diesen
Spruch über das stille Schiff.
Heute tickt die Zeit auf elektronischen Zeitmessern, das altersmäßige Fernweh ist gedanklich geblieben
und wer es kann versucht es zu befriedigen.
In der Zeit der Sanduhr, fuhren die Schiffe ins Unbekannte, um die Erde zu entdecken, heute fliegen wir
um unsere Neugierde zu stillen, ein Abendteuer ganz anderer Art zu erleben – oder weil wir mit uns
nichts anzufangen wissen!.
Meinen wir, die Erde absolut erkundet zu haben, nichts neues gibt es, man bastelt an dem großen Gleichmachen,
so mag das teilweise stimmen; nur, was haben wir noch nicht entdeckt, auf seine eigentliche Würde
erhoben – uns, den Menschen.
Unsere Geschichte rieselt gleich einer Sanduhr, und es müsste heißen: 5000 vorbei und 6000 verweht.
Beunruhigend die Frage: Was wird nun?
Unser Bild:
Eine Insel als Bild der Hoffnung, der Segler auf hoher See und der Papagei.
Was wird wohl der Scharlachara denken - kann er denken - was wird er fühlen, bei dem Blick auf das Meer,
die entfernte Insel und auf den Segler, der auf den Wellen tanzt?
Er ist Selbsgenügsam, sein Baum und seine Umgebung reichen ihm.
Er findet dort seine Nahrung, sein Partner und sein Zuhause.
Und die Leute auf dem Schiff?
Treibt sie die Krankheit des schmerzlichen Verlangens aufs offene Meer, zu der Insel,
der ihre tiefen Bedürfnisse aus Fernweh, Nostalgie, Heimweh, Wehmut, irgendetwas zu erleben, stillt?
Oder ist es eine plagende Unruhe, die Unzufriedenheit des Herzens - des Geistes, dass ihre Welt,
ihr Leben leer ist, ziellos mit einem Ende der dunklen Unbekannten? - Kurz gesagt: Ein Leben ohne Zukunft!
Sehnsucht ist ein deutsches Wort. Ein deutscher Begriff?
Es ist schwer das Wort »Sehnsucht« vollständig zu übersetzen, in anderen Kulturen gibt es äquivalente Wörter,
die oft mit Musikstilen verbunden sind, die dieses Gefühl ausdrücken.
Für Afroamerikaner ist es wohl der Blues; für die Portugiesen Saudade; die Rumänen das Dor;
für die Neapolitaner appocundria.
Untersucht man das Wort, die Begriffe, tiefer, stehen sie für das nostalgische Gefühl,
etwas Geliebtes verloren zu haben. Es ist eine tiefe oder unterdrückte Melancholie und verbirgt oft das Unglück
und das unterdrückte Wissen, das Suchen nach dem Verlorenen niemals stillen zu können,
da es den verwirkten Frieden nicht wiederbringen wird.
Christen bekämpfen dieses Unwohlsein, diese Unruhe und Verlangen in ihrer Erklärung und Erkenntnisse
im Glauben an Jesus Christus. Sein Evangelium ist ihr Leben und Zukunft!
Der Philosoph Platon erfand mit seiner Vorstellung die schöne Geschichte »Die Kugelmenschen«.
Doch bevor weitere Gedanken bewegen, zu der Frage: Was ist die innere Leere, das offene oder versteckte
Gefühl der Bedeutungslosigkeit?