
Frei wie der Ozean und ohne Schranken
Wo Licht wohnt und Finsternis
Roman
Für viele Menschen ist das Leben ein Geheimnis:
»Des Lebens Freude bedeutet Kampf.«
– und –
»Ich will nicht siegen, muss kämpfen.«
Dabei will ich keine schmutzigen Hände bekommen,
musste aber feststellen, als ob es darauf ankäme!
Was ist denn geschehen?
»Wir müssen gehen«, tönt es oft.
»Es ist alles verloren – nein, ist es nicht!«
Kapitel 1
Ich heiße Paul.
Mein Umfeld folgerte - ich bin: Ein goldiges Kerlchen; ein exzentrischer Wicht;
ein verwöhnter Balg; ein arroganter Bursche.
Was da stimmt?
Mir war das schnurzegal.
Ich wurde geboren, ohne dass jemand mich fragte,
ob ich in dieser grausamen Welt leben wollte.
Dabei hatte ich Glück, konnte nur dankbar sein.
Meine Eltern liebten mich - wirklich!
Auch meine drei älteren Geschwister.
Wir waren eine sogenannte wohlhabende Familie; sagten die einen, reich die Neider.
Zudem konnte ich nichts, hatte dafür nicht gearbeitet.
Es gab Kinder, die wurden im Dreck, in Armut, im Hass und Ablehnung geboren.
Viele von irgendwelchen technischen Waffen zerrissen. Unzählige abgetrieben,
einfach wie ein Furz beseitigt, oder in Stücken aus dem Mutterleib gezogen.
Das alles konnte ich noch nicht wissen. Es war gut so!
Seine Entscheidung ist vegetativ, so wie ein jeder Samen entscheidet,
ob er nun keimen und Frucht bringen soll - oder ob er es besser lässt.
Ein seiender Geist erkennt, dass er in eine mystische Welt geboren wurde und
darinnen zurechtkommen, ja leben muss.
Er wird erkennen, das Mythische ist als Kern des Rationalen zu betrachten
und zu begreifen - und an die Vernunft zu festigen.
Zu allem muss das Subjekt vereinzelt werden und es als Adressaten einheitlicher
Botschaften empfänglich zu gestalten.
Je mehr der Mensch in die Erkenntnis der Natur, der Physis, eindringt, desto mehr
verschließen sich seine Sinne vor dem Metaphysischen und der Mystik.
Fundamentale Mystiken sind keine Erfindungen, oder erdacht von Spinnern, sie waren
Tatsachen, nur dargestellt in einer anderen Sprache und aus einer anderen Sehens-Weise.
Anfang Mai zeigte die Waage 20,4 Kilo. Das waren 13,6 Kilo unter meinem früheren Gewicht.
Ich aß nichts mehr!
War bereit in die andere Welt zu gehen.
Die augenblickliche Mitwelt qualmte im finsteren Licht.
Das war schlimm genug!
Zum absoluten Horror wurde es für die Pflegekräfte, dass ich plötzlich auch nichts
mehr trinken wollte.
Die Pfleger redeten beschwörend, die Pflegerinnen schnaubten, drohten und
gifteten – ich trank nicht.
Die Oberschwester, eine schwarzhaarige Hexe, mischte sich ein und drohte mit der
Päppelstation – damit konnte sie mir auch nicht kommen, ich trank nur ein wenig Wasser.
Als die Waage 17 Kilo zeigte, rollten zwei Pfleger mein Bett aus dem Zimmer,
ich holperte mit meinem Gefährt durch die Flure, der Aufzug hob mich in den dritten
Stock und dort schoben sie mich in ein Zimmer mit schräger Decke.
Teilte ich vorher das Zimmer mit zwei Leidensgenossen, war ich nun allein.
Das war mir recht!
Das andere Leid wollte ich nicht sehen. Meines sah ich nicht.
Dann sollte ich Fresubin trinken.
Dieses grässliche Zeug befruchtete den Ekel.
Es sollte meinen Flüssigkeitshaushalt stützen, meinem Körper die nötigen Nährstoffe
zuführen und kurz gesagt, mich vom Hungertod retten.
Ich spukte alles aus.
Das war für die Pfleger kein Problem.
Sie holten Verstärkung und ich wurde justiert.
Anschließend schoben sie durch meine Nase einen Schlauch, als transnasale Ernährung,
bis in den Magen und Fresubin tröpfelte als Sondenkost mittels Schwerkraft von einer
Flasche durch den Schlauch in meinen Magen.
Die Pfleger waren nicht nett zu mir.
Einer zischte, man sollte mir die Sonde mit dem Schlauch durch die Bauchdecke
direkt in den Magen Pumpen.
So ein Drecksack. Ein Loch in meinen Bauch stechen!
Den merkte ich mir. Wenn Sebastién kam und ich gesund bin, würde ich sein Auto
oder irgendetwas von dem Typ demolieren.
Positiv hörte ich, dass dieser Schlauch mich höchsten vier Wochen schikanieren würde.
Dann müsste er entfernt werden. Warum? Wusste ich nicht! Egal, das halte ich durch,
befahl ich mir.
Wenn ich gewaschen wurde, in den Spiegel sah, erkannte ich mich fast nicht wieder.
Aus dem Spiegel klagten mich zwei dunkelblaue Augen an, die aus einem dreieckigen
Gesicht starrten,
das aus sich selbst verschwand.
Hemd und Hose schlackerten. Die Rippen konnte ich bequem zählen, an den Armen und
Beinen fehlten die Muskeln.
Ich wollte nicht mehr sein.